Die Themen Nachhaltigkeit und mobile IT-Geräte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Sowohl bei der Produktion als auch bei der Nutzung von Smartphones, Tablets und Co. entstehen CO2-Emissionen. Hinzu kommt, dass bei der Herstellung wertvolle Rohstoffe eingesetzt und die Geräte oftmals frühzeitig durch neuere Modelle ersetzt, statt repariert zu werden.
Anfang September war das RealIZM-Team zu Besuch auf der IFA in Berlin – der Messe für Technologie- und Industrietrends. Gemeinsam mit Fairphone, SmartViser und MicroPro Computers präsentierte das Fraunhofer IZM dort, wie die Nachhaltigkeitswende im Bereich der Unterhaltungselektronik aussehen könnte.
Seit 30 Jahren forscht, entwickelt und berät das Fraunhofer IZM zum Thema umweltgerechte Gestaltung von Elektronik und IT. Der Auftritt auf einer Publikumsmesse für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte war für das Forschungsinstitut dennoch Neuland und ist zugleich ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr grünen Informations- und Kommunikationstechnologien. Möglich war dies durch das Preisgeld vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, welches die Forscher*innen für das Projekt sustainablySMART im Rahmen des Ralf-Dahrendorf-Preises erhalten hatten.
Wie Öko kann ein Smartphone sein? Was sagen Ökobilanzen über modulare Geräte aus? Was bringt die neue Ökodesign-Verordnung und die Energieeffizienzkennzeichnung für Smartphones und Tablets? Das waren die zentralen Fragestellungen, denen sich Vertreter*innen von SmartViser, der Deutschen Telekom, Fairphone, iFixit und des Umweltbundesamtes bei einer öffentlichen Diskussionsrunde stellten. Moderiert wurde diese von Ökodesign-Experte Karsten Schischke vom Fraunhofer IZM.
In Europa tauschen Verbraucher*innen ihre Smartphones aktuell nach zirka 40 Monaten aus. Während in der USA die Nutzungsdauer der Geräte zirka 24 Monate beträgt.* In der Begründung der Europäischen Kommission für die geplante Energiekennzeichnung von Smartphones und Tablets heißt es, dass bis 2030 der Primärenergieverbrauch der in der EU genutzten Mobiltelefone, Schnurlostelefone und Slate-Tablets auf 25,4 TWh begrenzt werden kann. Der ökologische Fußabdruck der mobilen Geräte würde sich damit im Vergleich zu 2020 um rund 33 Prozent verringern.**
EU-Regulierung: Ökodesign und Energielabel
Voraussichtlich Anfang 2023 werden zwei EU-Regulierungen zum Ökodesign und Energielabel von Smartphones und Tablets verabschiedet, die als Zielsetzung eine umweltverträglichere Gestaltung dieser Geräte haben. Diese neuen Richtlinien basieren unter anderem auf Untersuchungen der Nachhaltigkeits-Expert*innen vom Fraunhofer IZM. Am Messestand konnten sich die Fachbesucher*innen detailliert über das Energie-Label für Smartphones und die dazugehörenden Testprozesse informieren sowie mit den Forscher*innen und Partner*innen über das Recht auf Reparatur und Langlebigkeit von Elektronik austauschen.
Die beiden geplanten EU-Regulierungen sind seit Anfang September 2022 unter den folgenden Links veröffentlicht. Die Maßnahmenvorschläge beruhen auf der EU-Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG (EU Ecodesign Directive 2009/125/EC) und der EU-Verordnung zur Energieverbrauchskennzeichnung (EU) 2017/1369 (EU Energy Labelling Regulation (EU) 2017/1369).
Designing mobile phones and tablets to be sustainable – ecodesign
Energy labelling of mobile phones and tablets – informing consumers about environmental impact
CO2-Fußabdruck von Smartphones
Die jungen Messebesucher*innen konnten sich im Rahmen von Nachhaltigkeitsexkursionen über eine verantwortungsvolle Nutzung von Smartphones, Tablets und Co. informieren. Anhand des Ladeverhaltens wurde aufgezeigt, wie man als Nutzer*in zu einer längeren Lebenszeit und auch zu einer besseren Klimabilanz von mobilen Geräten beitragen kann.
Die Forscher*innen präsentierten außerdem in Tastkästen, die in mobilen Endgeräten verbauten Materialien, und veranschaulichten am Beispiel eines 35 kg schweren CO2-Rucksacks den CO2-Fußabdruck von Smartphones. Das Gewicht steht symbolisch für den ökologischen Fußabdruck, den ein einzelnes Handy bei der Herstellung hinterlässt. Bei 20,4 Mio. verkauften Geräten in Deutschland in 2021 wären das umgerechnet 714.000 Tonnen.***
RealIZM-Interviews auf der IFA 2022
Sehen Sie hier die RealIZM-Interviews mit Karsten Schischke, Ökodesign-Experte im Fraunhofer IZM, und den Standpartner*innen, welchen konkreten Beitrag ihre Institutionen jeweils zur Langlebigkeit von Elektronik leisten, warum bei Informations- und Kommunikationstechnologien das Thema Nachhaltigkeit mitgedacht werden muss und was in den kommenden fünf Jahren erreicht werden sollte.
Quellen:
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